2.06 Die „Deutschen Christen“

Gleich zu Beginn der NS-Zeit spaltete sich die ev. Kirche Deutschlands in die Glaubensbewegung „Deutsche Christen“ (DC) und die „Bekennende Kirche“ (BK). Die „Deutschen Christen“ wollten den christlichen Glauben mit Elementen der NS-Weltanschauung vermischen und in Anerkennung des Totalitätsanspruchs, den der NS-Staat in allen Bereichen des öffentlichen Lebens erhob, auch die evangelische Kirche nach dem in der Politik geltenden „Führerprinzip“ neu organisieren. Die Mitglieder der Bekennenden Kirche lehnten dagegen die Gleichstellung der ev. Kirche mit dem NS-Staat, den rassisch begründeten Antisemitismus der Nationalsozialisten sowie die Vermischung des christlichen Glaubens mit der NS-Weltanschauung entschieden ab.

Die 1911 erbaute Christuskirche an der Limperstraße bildete zusammen mit ihrem Pfarrhaus den Mittelpunkt des ev. Gemeindeteils, der sich zu den Deutschen Christen zählte.

Da sowohl die Mitglieder beider Glaubensbewegungen die Christuskirche für ihre Gottesdienste benutzen durften, war sie häufig Austragungsort innerkirchlicher Auseinandersetzungen. Dabei galt sie damals als „Hochburg“ der „Deutschen Christen“. Deswegen predigten hier auch nicht selten prominente Führungskräfte der deutsch-christlichen Bewegung; zu ihnen zählten z. B. Bischof Adler aus Münster, der Führer der DC Westfalens, und Reichsbischof Müller aus Berlin, der zeitweilig die „Rechte Hand“ Adolf Hitlers in Fragen der ev. Kirche und zugleich der höchste Repräsentant der Deutschen Christen in Deutschland war.

Die kirchenpolitische Losung der deutschen Christen lautete: „Ein Volk – Ein Reich – Ein Führer – eine Kirche“. Ihre christliche Weltanschauung war mit Elementen der NS-Ideologie durchsetzt. Dies lässt sich an der Tatsache ablesen, dass sie im Sinne der NS-Rassenlehre für die Deutschen ein „artgemäßes Christentum“ forderten.

Wie sich der Antisemitismus der Deutschen Christen im kirchlichen Alltag Recklinghausens auswirkte, zeigt beispielhaft folgende Begebenheit: 1934, in einer Zeit, als die DC mit Hilfe des sog. „Arierparagraphen“ evangelische Pfarrer jüdischer Herkunft aus dem Amt zu drängen suchten, hielt der bekenntniskirchliche Hilfsprediger Heinrich Strothmann in der Christuskirche eine Predigt über den Bibeltext Joh. 4, 5 – 26. Diese Textstelle gipfelt in dem Satz: „Das Heil kommt von den Juden!“. Dazu Strothmann in seiner Predigt: [Es ist wahr], „dass das Heil von den Juden kommt, dass Gott seine Geschichte in dem heute in aller Welt verhassten und in aller Welt verachteten Volk der Juden begonnen hat, dass er dieses Volk dazu benutzt hat, ausgerechnet dieses Volk, dem Menschen nahezukommen und die Geschichte seines Reiches auf Erden zu beginnen“.

Pastor Strothmann wurde daraufhin ernsthaft vermahnt. Die Chance in Recklinghausen jemals Inhaber einer Pfarrstelle zu werden, war ihm seitdem verwehrt.

1938 beschloss das mehrheitlich mit Deutschen Christen besetzte Presbyterium der ev. Kirchengemeinde Recklinghausen das „Davidstern-Fenster“ über dem Portal der Gustav Adolf-Kirche gegen ein Fenster mit der Luther-Rose auszutauschen: Der Davidstern, Symbol jüdischen Glaubens, vertrug sich nicht mit dem „artgemäßen“ Christentum der DC. Bezeichnender Weise musste auch jeder Anhänger der DC ausdrücklich erklären: „Ich bin arischer Abstammung.“

[Vgl. 2.6 „Die Christuskirche - „Hochburg“ der Deutschen Christen, in: Geck, Möllers, Pohl, „Wo du gehst und stehst…" Stätten der Herrschaft, der Verfolgung und des Widerstandes in Recklinghausen 1933-1945, Recklinghausen 2002, S. 67-68]

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