„Der Recklinghäuser Standort der Westfälischen Hochschule ist ein wichtiger und wesentlicher Baustein in der Bildungslandschaft der Stadt“, erklärte der Bürgermeister. „Und weil der Standort 2020 sein 25-jähriges Bestehen feiert, war es naheliegend, die Hochschule einmal in den Mittelpunkt des Wirtschaftsempfangs zu stellen.“
In einer Talkrunde, die von Stadtsprecher Hermann Böckmann moderiert wurde, nutzte dann auch Prof. Dr. Bernd Kriegesmann, seit 2008 Präsident, die Chance, die Leistungsfähigkeit seiner Fachhochschule darzustellen. „Insbesondere haben wir uns die Talentförderung auf die Fahnen geschrieben. Nach wie vor hängt in unserer Region der Bildungserfolg besonders stark von der sozialen Herkunft ab. Dieser Herausforderung stellen wir uns“, sagte Kriegesmann. Erst in der vergangenen Woche hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das NRW-Zentrum für Talentförderung besucht und sich beeindruckt von der Effizienz des Talentscout-Konzeptes gezeigt, das an der Westfälischen Hochschule entwickelt und kontinuierlich ausgebaut wird.
„Wir können es uns mit Blick auf die Demographie und den Fachkräftemangel auch gar nicht erlauben, junge Menschen, die das Zeug haben, ein Studium zu absolvieren, links liegen zu lassen“, erklärte Thomas Wessel. Der Personalvorstand von Evonik Industries ist Vorsitzender des Hochschulrats. Sein Unternehmen kooperiert seit Jahren eng mit der Westfälische Hochschule. Evonik vergibt Stipendien und fängt bereits früh in den Schulen mit der Talentförderung an. Dadurch absolvieren Studenten beim Konzern, oder einem der zahlreichen Tochterunternehmen, Praktika oder schreiben ihre Bachelor- und Masterarbeiten.
„Und diese sind von hervorragender Qualität. Vielfach werden die von den Studenten entwickelten Projekte von Unternehmen direkt in die Tat umgesetzt“, wusste Christian Zumschilde zu berichten. Der stellvertretende Vorstand der Sparkasse Vest ist Vorsitzender der Vestischen Freundegesellschaft der Westfälischen Hochschule, die Jahr für Jahr die besten Abschlussarbeiten mit Preisen auszeichnet. Auch Zumschilde nutzte die Möglichkeit, beim Wirtschaftsempfang die Werbetrommel zu rühren. „Mit einer Mitgliedschaft in unserem Förderverein tun Sie etwas Gutes für die Region und sorgen dafür, dass die Hochschule stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt wird.“
Dass ein Studium an der Westfälischen Hochschule tatsächlich der Schlüssel zu einem erfolgreichen Berufsleben sein kann, dafür stehen Sara Wuttke und Carsten Schlieter. Während die Wirtschaftsjuristin mittlerweile als Steuerberaterin bei einer großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Frankfurt erfolgreich ist, hat Schlieter nach dem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens und einigen beruflichen Zwischenstationen schließlich den Sprung in die Selbständigkeit gewagt. Er beschäftigt an zwei Standorten mit seinem Fahrradhandel „Edelhelfer“ 30 Leute, im nächsten Jahr wird eine weitere Filiale in Duisburg eröffnet.
„Die Ausbildung an der Westfälischen Hochschule war wirklich exzellent und steht der an einer Universität in nichts nach“, berichtete Sara Wuttke, die ihr Masterstudium an der Universität Mannheim absolvierte und deshalb Vergleiche ziehen kann. Schlieter hob insbesondere die intensive Betreuung durch die Professoren hervor. „Diese sind wirklich an ihren Studierenden interessiert. Und Massenveranstaltungen, wie man sie an den großen Universitäten kennt, gibt es an der Westfälische Hochschule in dieser Form nicht.“
Diskutiert wurden beim Expertentalk auch bildungspolitische Perspektiven für die Region. So hatte Anfang 2019 Gelsenkirchens Bürgermeister Frank Baranowski die Forderung nach einer Emscher-Universität erhoben. „Das wird mittlerweile aber nicht mehr so diskutiert. Vielmehr gibt es die Forderung, dass die Landesregierung im Bereich Forschung und Wissenschaft in der Emscher-Lippe-Region endlich mehr Akzente setzen muss“, sagte Kriegesmann.
Es könne nicht richtig sein, dass an der Hellweg-Schiene Universitäten und Forschungseinrichtungen wie Max-Planck- oder das Fraunhofer Institut wie an einer Perlenkette aufgereiht seien, in der Region aber kein einziges Forschungsinstitut existiere. Und insbesondere am mit 2.000 Studierenden belegten Standort sieht Kriegesmann noch Entwicklungspotenzial. „Dort verfügen wir über zwei freie Baufelder. Wie ich die Stadt kennengelernt habe, würde sie uns bei einem Neubau planerisch voll unterstützen“, sagte Kriegesmann.
„Unser Ziel war es, mit dem Wirtschaftsempfang den Kontakt zwischen der Westfälischen Hochschule und den Unternehmen in der Stadt zu intensiveren und Potenziale deutlich zu machen. Unser Ziel muss sein, Fachkräfte, die hier ausgebildet werden, auch zu halten. Davon profitiert die ganze Region“, sagte Bürgermeister Tesche.