„In Recklinghausen hat sich in den vergangenen Jahren eine sehr ausgeprägte Gedenkkultur entwickelt, die mir sehr am Herzen liegt. Die Stolpersteine von Gunter Demnig sind ein wichtiger Baustein unsere Bemühungen, die Erinnerung an die Opfer des Nazi-Diktatur wachzuhalten“, betonte Christoph Tesche.
39 dieser im Gehweg eingelassenen kleinen Messingplatten erinnern bislang im gesamten Stadtgebiete verteilt in besonderer Weise an die Menschen, die von den Nazis verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Vor allem handelt es sich um Menschen jüdischen Glaubens, die ermordet wurden, erinnert wird aber auch an Opfer der „Euthanasie“ und politische Verfolgte.
Mit seinem europaweiten Kunstprojekt will Gunter Demnig den Millionen Menschen, die von den Nationalsozialisten zu Nummern degradiert und ermordet wurden, ihren Namen und damit die Erinnerung an sie zurückgeben. „Die Stolpersteine sorgen dafür, dass wir nicht nur an Gedenktagen an die Opfer erinnern, sondern auf ganz besondere Weise an jedem einzelnen Tag. Unsere Aufgabe ist es, die Erinnerung an diese Menschen wachzuhalten, das Geschehene niemals zu vergessen. Die Messingplatten sind ein ständig sichtbares Zeichen gegen Antisemitismus, Hass, Ausgrenzung und Hetze“, sagt Bürgermeister Christoph Tesche.
In einem Grundsatzbeschluss zur Gedenkkultur hatte der Rat der Stadt bereits 2014 beschlossen, an menschliche Schicksale durch die Erarbeitung ihrer Biographien und die anschließende Verlegung von „Stolpersteinen“ zu gedenken. Das Projekt ist auf Jahrzehnte ausgelegt sein und vor allem junge Menschen zur Beschäftigung mit konkreten Lebenswegen zu motivieren.
Christoph Tesche reinigte gemeinsam mit Gemeindemitgliedern der Gastkirche die Steine, die vor dem Haus an der Steinstraße an die jüdische Familie Markus erinnern. Diese betrieb in der Altstadt von Recklinghausen einen Obst- und Gemüseladen, der 1938 von den Nazis zerstört wurde. Seit Jahren pflegen Mitglieder der Gastkirche diese Steine. Doch auch an anderer Stelle in der Stadt wurde geputzt. Schüler*innen des Theodor-Heuss-Gymnasiums und der Käthe-Kollwitz-Schule reinigten alle Steine auf der Bochumer Straße. Die Aktion in der Südstadt war der Auftakt zu einer dauerhaften Pflege der Stolpersteine.
An der Putzaktion, die von der Volkshochschule koordiniert und umgesetzt wurde, beteiligten sich auch das Marie-Curie-Gymnasium, die Maristen-Realschule der Jugendtreff Hillerheide, die Diakonie-Stadt, der Verein für Orts- und Heimatkunde und Auszubildende der Stadtverwaltung. „Die Gedenkkultur steht in unserer Stadt auf einer breiten Basis. Das ist auch durch die Putzaktion noch einmal sehr deutlich geworden. Vor allem freut es mich, dass sich junge Menschen engagieren“, erklärte Christoph Tesche.
Von der Steinstraße führte ihn der Weg direkt weiter zum Polizeipräsidium. Dort erinnern zwei Stolpersteine an Albert Funk und Hermann Vörding, die von der Gestapo in der Polizeizentrale am Westerholter Weg Nazis drangsaliert wurden und schließlich den Tod fanden. Zur Putzaktion fand sich auch Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen mit einigen Polizeibeamt*innen ein und legte mit Hand an.
VHS-Leiter Dr. Ansgar Kortenjann kündigte anlässlich der stadtweiten Putzaktion an, dass Mitte Juni eine kleine Broschüre erscheinen wird, die über die Stolpersteine in Recklinghausen informiert. Schon jetzt finden sich jede Menge Daten und Fakten auf der Homepage der Stadt www.recklinghausen.de Dort kann auch das Online-Gedenkbuch eingesehen werden, das im Detail und sehr fundiert über die Schicksale der Opfer der Nazi-Diktatur informiert.
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Gemeinsam mit Bruder Bernhard und Norbert Mendla von der Gastkirche putzte Bürgermeister Christoph Tesche an der Steinstraße Stolpersteine, die an die Familie Markus erinnern. Dort hatten sich auch zahlreiche Schülerinnen und Schüler sowie Vertreter der Diakonie und des Jugendtreffs Hillerheide versammelt, die anschließend an anderen Stellen in der Stadt selbst aktiv wurden. Foto: Stadt RE