Anna Mayr schildert in ihrem Buch offen wie sie persönlich „bürgerlich“ geworden ist. Der gesellschaftliche Aufstieg durch Bildung ist ihr gelungen. Allerdings rechnet sie immer noch Beträge in Hartz-IV-Regelsätze um, denn sie hat Angst, dass sie den Konsum von unnötigen und teuren Gütern irgendwann als selbstverständlich empfinden könnte.
Dabei gibt sie auch zu, dass das längst so ist – und nicht nur für sie: „Je mehr Einkommen man hat, desto mehr denkt man, dass man jeden einzelnen Cent davon wirklich braucht, desto schwerer fällt es einem, davon etwas abzugeben. Und ich bin überrascht, dass das nicht jeder eigentlich die ganze Zeit an sich selbst bemerkt,“ schildert Mayr das Gefühl als „Salon-Linke“ in einer Gesellschaft zu leben, in der Geld keine Rolle spielt.
Über Geld zu verfügen und sich dabei nicht zu hinterfragen, das könne sie nicht verstehen, so Mayr. Je willkürlicher die Summen werden, die sie bereit ist zu zahlen, desto mehr sehnt sie sich nach einer Handlungsoption, nach einem Ausweg aus der eigenen Zerrissenheit. Wie hält man das Leben aus, wenn man sich selbst am liebsten enteignen würde? Diese und andere Fragen stehen im Mittelpunkt der Lesung mit Anna Mayr.
Anna Mayr wurde 1993 in einer Mittelstadt am östlichen Rand des Ruhrgebiets geboren. Sie studierte Geographie und Literatur in Köln, schrieb für eine Boulevardzeitung, arbeitete als Deutschlehrerin, lernte an der deutschen Journalistenschule in München und landete dann beim ZEIT-Magazin. Inzwischen lebt Anna Mayr in Berlin und ist Redakteurin im Politik-Ressort der ZEIT.
Der Eintritt für diese Veranstaltung beträgt 15 Euro. Eine Anmeldung ist bei der Volkshochschule online unter www.vhs-recklinghausen.de oder telefonisch unter 02361/50-2000 möglich. Restkarten können an der Abendkasse erworben werden.
Pressefoto: © Anna Tiessen