Aktuelles Recklinghausen
Die feierliche Zeremonie fand im Haus der Stiftungen in NRW in der Landeshauptstadt Düsseldorf statt. Hochkarätig gewürdigt wird mit der Auszeichnung unter anderem die außergewöhnliche kulturelle Bedeutung der Ruhrfestspiele für das Land und die gesamte Region.
„Die Ruhrfestspiele haben über mehr als 70 Jahre die Ursprungsidee von Solidarität und Zusammenhalt mit Nachdruck und großer Beständigkeit vertreten“, sagte Laudator Prof. Dr. Claas Friedrich Germelmann, der auch der Jury angehörte, die über acht Anträge zur Aufnahme in das Landesinventar zu entscheiden hatte. Neben den Ruhrfestspielen wurden auch die „Analoge Fotografie“ und die „Rotwelsch-Dialekte“ in das Verzeichnis des Landes NRW aufgenommen, in dem sich mittlerweile 19 Einträge finden.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1946/47 stehen die Ruhrfestspiele für eine einmalige kulturelle Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Kulturschaffenden aus ganz Europa und haben sich zu einer Kulturinstitution mit internationalem Renommee entwickelt. Das Festival verbindet das künstlerische Schaffen mit gesellschaftlich relevanten Themen und lockt jedes Jahr zehntausende Besucher nach Recklinghausen. Die nächst höhere Stufe wäre nun die Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes. Die Ruhrfestspiele werden sich bemühen, auch den dafür vorgesehenen Bewerbungsprozess anzuschieben.
„Die Ruhrfestspiele zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie für alle Arten künstlerischer Aktivitäten offen sind. Gleichzeitig stehen sie für eine breite Partizipation und Inklusion verschiedener gesellschaftlicher Gruppen“, führte Prof. Germelmann in seiner Laudatio aus. „Die Ruhrfestspiele erheben die Stimme auf politischer Bühne und werden auch gehört!“, fügte das Jury-Mitglied hinzu.
Bürgermeister Christoph Tesche erinnerte im Rahmen der Feierstunde an die Entstehungsgeschichte der Ruhrfestspiele. 1946 hatten Kumpel der Zeche in Suderwich Theaterleuten aus Hamburg Kohle geliefert, als Brennstoff für ausgekühlte Theatersäle. Ein Akt der Solidarität. Im Gegenzug kamen die Hanseaten im darauffolgenden Sommer zurück und bedankten sich mit ihren Darbietungen bei den Kumpels. Kohle für Kunst, Kunst für Kohle! Die Ruhrfestspiele, das älteste Theaterfestival Europas, waren geboren.
„Die Recklinghäuser Bürgerschaft ist stolz auf ihr Kulturfestival. Nicht umsonst nennen wir uns Ruhrfestspielstadt“, betonte Christoph Tesche. „Mit der Aufnahme in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes wird die nachhaltige Bedeutung der Ruhrfestspiele für die kulturelle Identität und das Gemeinschaftsgefühl in NRW und darüber hinaus offiziell anerkannt. Die Würdigung betont die Wichtigkeit des Festivals als Motor für künstlerische Innovation, gesellschaftliche Reflexion und kulturelle Vielfalt“, führte Tesche weiter aus.
Als stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates hob Stefan Körzell die besondere Verbindung zu den Gewerkschaften hervor. „Solidarität ist die DNA der Ruhrfestspiele und auch die der Gewerkschaften. Die Auszeichnung heute ist für uns Verpflichtung, unsere Werte weiter zu leben und weiterzutragen. Sie werden in diesen Zeiten dringender benötigt denn je“, erklärte das Mitglied im geschäftsführenden DGB-Bundesvorstand.
Intendant Olaf Kröck freute sich ebenfalls über die besondere Auszeichnung: „Wir sehen die Aufnahme als eine Bestätigung und Motivation zugleich, das Erbe der Ruhrfestspiele weiterzutragen und die kulturelle Vielfalt Nordrhein-Westfalens aktiv mitzugestalten. Diese Würdigung macht deutlich, dass die Ruhrfestspiele nicht nur auf eine Tradition zurückblicken können, sondern das sie verpflichtet sind, die Zukunft der Recklinghäuser Festspiele aktiv zu gestalten.“
Über die Ruhrfestspiele:
Die Ruhrfestspiele wurden 1946 gegründet und sind eines der ältesten und renommiertesten Theaterfestivals Europas. Seit über 75 Jahren finden die Festspiele jährlich in Recklinghausen statt und bringen Schauspiel, Tanz, Neuen Zirkus, Kinder- und Jugendtheater und Musik aus der ganzen Welt zusammen.
Pressefoto:
Für die Ruhrfestspiele nahmen Aufsichtsratsvorsitzender Stefan Körzell, Bürgermeister Christoph Tesche, Geschäftsführerin Genia Nölle und Intendant Olaf Kröck (v.l.) die Auszeichnung entgegen. Erste Gratulanten waren Stefan Ast (l./Geschäftsführer der NRW-Stiftung), Prof. Claas Friedrich Germelmann (2.v.r.) und Dr. Ralf Brachtendorf (r./Ministerium Kultur und Wissenschaft). Foto: Stadt RE