„Hallo, mein Name ist Okan Seese und ich bin taub. Dafür 
lieben mich meine Nachbarn, denn ich habe noch nie wegen 
Ruhestörung die Polizei gerufen. Wenn wir gemeinsam Activity
spielen, kann die Stimmung aber schnell kippen, spätestens 
nach meinem zehnten Sieg in Folge. Aber was soll ich machen, 
ich bin in einer tauben Familie aufgewachsen, alle in meinem 
Umfeld haben ständig gebärdet. Als tauber, schwuler, türkischstämmiger
Mensch entspricht mein Blick auf die Dinge selten 
der sogenannten Norm. Diversität ist Bestandteil meiner
Existenz und die Kunst in ihrer Vielfalt für mich eine
lebenswichtige Ausdrucksform."

In seiner Soloshow „Lieber taub als gar kein Vogel“ wird die 
Erwartungshaltung auf den Kopf gestellt: Ein Dolmetscher, der 
nicht pro Stunde, sondern pro Lacher bezahlt wird, übersetzt die 
Gebärden für die Zuschauer. Und Okan zahlt nur für Lacher, die 
er auch hören kann. Sie fragen sich, ob Taube etwas mit Musik 
anfangen können? Wie sie ihren Wecker hören? Oder ob sie 
überhaupt Auto fahren dürfen? Wie telefonieren eigentlich 
taube Menschen?! Und törnt sie Stöhnen beim Sex an? Mit 
großer Selbstironie und aus — für den Hörenden — ungewohnter
Perspektive spricht …Verzeihung: erzählt Okan aus seinem 
Alltag. Dabei spielt er gekonnt mit Stereotypen, nur um sie im 
nächsten Moment wieder zu brechen. Sein Humor ist überraschend
und ehrlich und seine Mimik zum Verlieben. Okan nimmt 
uns mit in eine faszinierende Welt mit einer starken Community, 
einer reichen Kultur und einer eigenen ausdrucksstarken 
Sprache.

Foto: Jean Ferry