Die letzte Fläche ist saniert, der letzte Bagger ist verschwunden. Die Stadt startet nun mit der Vermarktung des neuen Gewerbegebietes Recklinghausen Blumenthal. „Damit haben wir eine der letzten attraktiven Flächen in der Region im Angebot. Wir setzen zum einen natürlich auf die strategisch günstige Lage zwischen A 2 und A 43, zum anderen aber auch auf die hohe Lebensqualität, mit der wir als die Metropole für Bildung, Handel, Dienstleistung und Kultur in der Region punkten können“, sagte Bürgermeister Christoph Tesche bei der Übergabe der Fläche durch die Stadtentwicklungsgesellschaft Recklinghausen (SER) an die Stadt. Locken kann das neue Gewerbegebiet zudem mit dem datenredundanten Glasfasernetz, das durch das Recklinghäuser Unternehmen Infotech installiert wurde.
Die SER hatte bereits die Sanierung des ehemaligen Preston-Barracks-Gelände und die Entwicklung des Neubaugebietes Maybacher Heide erfolgreich realisiert und mittlerweile auch damit begonnen, die Revitalisierung des Trabrennbahn-Geländes voranzutreiben. „Es war die richtige Entscheidung, auch auf Blumenthal auf die Kompetenzen des SER-Teams zu setzen“, lobte Tesche die Mitarbeiter der städtischen Tochtergesellschaft.
Bei der Vermarktung von rund 90.000 Quadratmeter Gewerbefläche geht die Stadt auf Basis eines vom Rat im Dezember 2018 beschlossenen Konzeptes in die Offensive. Entwickelt wurde die Strategie durch den Fachbereich Wirtschaftsförderung, Standortmanagement und Stadtmarketing mit dem Büro Moduldrei. „Wir wollen nicht darauf warten, dass sich interessierte und ansiedlungswillige Unternehmen von sich aus bei uns melden, sondern selbst aktiv Akquise betreiben“, kündigte Stadtkämmerer Ekkehard Grunwald an.
Natürlich ist eine Homepage längst online, auch eine Imagebroschüre wurde erstellt. Im nächsten Schritt sollen von einem erfahrenen Dienstleister Unternehmen per Telemarketingkampagne gezielt angesprochen werden. „Wir haben eine Angebotsabfrage durchgeführt und stehen kurz vor der Erteilung eines solchen Auftrages“, berichtete Fachbereichsleiter Axel Tschersich.
Das genaue Profil des Gewerbegebiets steht noch nicht fest. Doch wird sich die Stadt bei der Akquise auf vier Branchen fokussieren, für die die Experten des erfahrenen Büros Moduldrei gute Perspektiven sehen. „Natürlich verfolgen wir das Ziel, dort möglichst viele und hochwertige Arbeitsplätze anzusiedeln“, betonte Tesche.
Die Vermarktungsaktivitäten werden sich auf folgende Bereiche konzentrieren:
- Wissensintensive unternehmensnahe Dienstleistungen
- Moderne Medienproduktionen
- Forschung und Entwicklung
- Medizin- und Biotechnologie
Den Kontakt zu Unternehmen wird Kristina Krikun, die sich im Fachbereich Wirtschaftsförderung, Standortmanagement und Stadtmarketing schwerpunktmäßig um die Vermarktung des ehemaligen Zechengeländes kümmert, suchen. Nicht jede Firma kommt für eine Ansiedlung infrage. „Wir haben uns ganz bewusst entschieden, verbindliche Vergabekriterien zu entwickeln, die der Rat bereits beschlossen hat“, betonte Grunwald.
Arbeitsplatzeffekte stehen dabei ganz oben auf der Skala, aber auch finanzielle und städtebauliche Effekte fließen in die Bewertung eines Unternehmens ein. Nur Interessenten, die eine Mindestpunktzahl erreichen, werden dem Rat zum Verkauf eines Grundstücks vorgeschlagen. Hinzu kommt, dass die Stadt auf die Einhaltung bestimmter Förderkriterien des Landes achten muss. So können nur Unternehmen angesiedelt werden, die den sogenannten Primäreffekt erfüllen. Das bedeutet, dass 50 Prozent des Umsatzes überregional erzielt werden müssen. Ausgenommen von der Förderung des Landes sind auch Freiberufler oder gemeinnützige Gesellschaften, eingetragene Vereine oder Behörden.
Zur aktiven Unternehmensakquise wird der Fachbereich Wirtschaftsförderung in den nächsten Monaten große Fachmessen besuchen, auf denen Akteure der vier identifizierten Leitbranchen anzutreffen sind. Los geht es im April 2019 mit dem Besuch der Hannover Messe (Industriemesse für Schlüsseltechnologie und Kernbereiche der Industrie) und der Prolight + Sound in Frankfurt, bei der sich Unternehmen der Eventbranche und Medientechnik treffen. Es folgen im Mai die Labvolution in Hannover (Labortechnik für die Bereiche Chemie, Pharma, Biotechnologie und Medizintechnik), im September die Dmexco in Köln (Marketing- und Medienmesse), im Oktober die EXPO Real in München (Immobilien und Investitionen) und im November die Medica/Compamed in Düsseldof (Medizintechnik).
Geplant ist außerdem, über die Onlineplattform Xing ein Netzwerk zu Entscheidern in Unternehmen aufzubauen, um auch über diesen Kanal den Wirtschaftsstandort Recklinghausen darzustellen und zu bewerben.
„Natürlich wünschen wir uns alle den schnellen Vermarktungserfolg, doch bin ich davon überzeugt, dass wir gut beraten sind, die nötige Geduld mitzubringen, um am Ende auch tatsächlich Ansiedlungen zu realisieren, von denen die Stadt nachhaltig profitiert“, sagte Bürgermeister Christoph Tesche.
Daten und Fakten zum Gewerbegebiet Recklinghausen Blumenthal:
Die Flächen:
Östlich Kurt-Schumacher-Allee (ca. 9.000 m²)
Ehemaliges Zechengelände Blumenthal (ca. 64.000 m²)
Westlich Herner Straße (ca. 33.000 m²)
Parkplatz Herner Straße (ca. 10.000 m²)
Gesamtgröße: ca. 116.000 m², davon vermarktbare Fläche: ca. 90.000 m²
Die Kosten:
Gesamtkosten 16,0 Mio. €
Förderung (Bund und Land) 10,0 Mio. €
Eigenanteil Stadt RE 6,0 Mio. €
davon
Eigenanteil an zuwendungsfähigen Ausgaben 1,3 Mio. €
Nicht zuwendungsfähige Ausgaben 4,7 Mio. €
Refinanzierung durch kalkulierte Einnahmen 5,3 Mio. € (aus Grundstücksverkäufen, KAB werden gesondert erhoben)
Die Zeitschiene:
Einholung erforderlicher Gutachten und Durchführung
diverser Planungsprozesse 01/2013 bis 06/2016 (u.a. Artenschutzprüfung, Bodenerkundungen, Umweltprüfung, Verkehrsgutachten, Entwässerungsplanung, Straßenplanung, Abbruch-, Baureifmachungs- und Sanierungsplanung etc.)
Neubau Kunden- und Mitarbeiterparkplatz Herner Straße 09/2014 bis
12/2015
Gebäuderückbau (Umspannwerk und Gärtnerei) 05/2015 bis
08/2015
Gebäuderückbau Fortbildungszentrum 11/2016 bis
02/2017
Baureifmachung und Sanierung 09/2015 bis
12/2018
Erschließung (Kanal- und Straßenbau) der Teilflächen A bis C 01/2018 bis
11/2018
Start der Vermarktung mit Übergabe der Flächen an die Stadt 01/2019
Bildunterschrift:
Bürgermeister Christoph Tesche (4.v.l.) begrüßte Georg Möllers, Erster Beigeordneter und SER-Aufsichtsratsmitglied (v.l.n.r.), Kristina Krikun, zuständig für die Vermarktung des Blumenthal-Geländes, Helge Wassermann, SER, Axel Tschersich, Fachbereichsleiter Wirtschaftsförderung, Standortmanagement, Stadtmarketing, Jürgen Nethöfel, Aufsichtsratsvorsitzender SER, Rolf Niehaus, Info Tech, Cornelia Döhlert und Jörg Smolka, beide Fachbereich Wirtschaftsförderung, Standortmanagement, Stadtmarketing, zur Übergabe der Blumenthal-Flächen von der SER an die Stadt.