Die Aktionsgemeinschaft besteht aus dem Seniorenbeirat Recklinghausen, dem Institut Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen, Bochholt und Recklinghausen (IAT) und dem Deutschen Roten Kreuz (DRK), Kreisverband Recklinghausen. Unterstützt wird das Projekt von der Stadt Recklinghausen.
Passend zum Hitzeschutztag konnten IAT und DRK von der eingetroffenen Förderzusage des Umweltministeriums NRW (Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr) für 2024 berichten. Somit kann das Projekt starten. Der Klimaanpassungsmanager der Stadt, Felix Sprenger, berichtete zusätzlich über Klimaanpassungsaktivitäten im Emscherraum, auf Kreisebene und über Hitzeprävention im gesamtstädtischen Klimakonzept 2035/2045.
Dr. Peter Enste, Direktor beim Forschungsschwerpunkt Gesundheitswirtschaft und Lebensqualität beim IAT stellte in seinem Beitrag die Gesundheitsgefahren durch Hitze in Deutschland in den Vordergrund. Aktuelle Studien zeigen, das fast zehn Millionen Beschäftigte während Hitzewellen stark belastet sind und es vermutlich mehr hitzeassoziierte Todesfälle in Deutschland gibt, als bisher vom Robert-Koch-Institut prognostiziert worden ist. Die Inanspruchnahme des Gesundheitssystems aufgrund von Hitze führt zu einer unplanbaren Ausnahmeleistung für Rettungsdienste, Krankenhäuser und Arztpraxen.
Das Projekt zur Hitzeprävention für ältere Menschen in Recklinghausen will vermeidbare Härtefälle reduzieren, in dem es bereits frühzeitig ansetzt und für die Gefahren übermäßiger Hitze sensibilisiert und über den Umgang damit aufklärt. Zentral ist aber der Aufbau und die Evaluation einer Infrastruktur, die bei Einsetzen einer Hitzeperiode schnell aktiviert werden und die Betroffenen zeitnah und intensiv unterstützen kann. Das erfolgt unter anderem durch die tägliche Kontaktaufnahme während einer Hitzeperiode durch geschultes Personal.
Diese Aufgabe hat in dem Recklinghäuser Pilotprojekt das Deutsche Rote Kreuz, Kreisverband Recklinghausen übernommen. Christoph Behrenspöhler, Vorstand des DRK Recklinghausen berichtete, dass für das im Sommer 2024 geplante Pilotprojekt mit bis zu 50 freiwilligen Testteilnehmer*innen gerechnet wird. Das DRK wird dazu zwei Koordinator*innen und vier bis sechs Mitarbeiter*innen aus dem Bereich Personennotruf einsetzen und für die spezielle Aufgabe der täglichen Ansprache der max. 50 Testpersonen im Hinblick auf Ansprache und Beurteilung des Gesundheitszustandes vorbereiten.
Vor Beginn des Pilotprojektes soll mit allen Testteilnehmer*innen ein Aufklärungsgespräch geführt werden, wobei bei diesen Gesprächen immer eine zweite Vertrauensperson aus dem Verwandten- oder Bekanntenkreis teilnehmen soll. Beurteilt wird unter anderem die Wohnsituation und in welchem Umfang noch sonstige soziale Kontakte vorhanden sind. Alle Einführungsgespräche werden dokumentiert.
Wegen des Pilotcharakters des Projektes werden IAT und DRK ausschließlich hauptamtlich tätige Mitarbeiter*innen einsetzen.
Die zukünftige Rolle der Wohlfahrtsverbände wie des DRK wird sich erst nach Abschluss und Auswertung des Pilotprojektes für zukünftige Hitzeschutzeinsätze abzeichnen.
Norbert Jandt als stellvertretender Vorsitzender des Seniorenbeirats Recklinghausen berichtete über Aktivitäten zum Hitzeschutz, die der Seniorenbeirat neben seiner Unterstützung des Pilotprojektes im Jahr 2023 durchgeführt hat. Dazu gehörte die Übernahme des Hitzewarnsystems des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und die Informationsverbreitung über die Homepage des Seniorenbeirats. Diese Hitzewarnungen werden vom DWD möglichst frühzeitig an die betroffenen Kreise und Städte mitgeteilt und geben Informationen über die erwartete Intensität und Dauer von Hitzeperioden. Damit besteht die Möglichkeit für die Betroffenen, sich rechtzeitig auf Hitzeperioden einzustellen und sein persönliches Verhalten in der Hitzesituation anzupassen.
Weiterhin hat der Seniorenbeirat 2023, mit Unterstützung durch das IAT, ein Informations- und Schulungsprojekt zum Hitzeschutz für Ärzt*innen und andere Gesundheitsberufe in Recklinghausen, mit finanzieller Projektförderung durch Sparkasse und Sparkassenstiftung entwickelt. Es wurden kostenlose Vorträge für Ärzt*innen und Mitarbeiter*innen in Arztpraxen und für ambulante Pflegedienste angeboten. Es hat sich gezeigt, dass hier der Informationsbedarf bei den Gesundheitsberufen sehr groß ist, wegen der angespannten Personalsituation aber nicht ausreichend realisiert werden konnte.
Abschließend informierte Felix Sprenger über geplante Hitzeschutzaktivitäten im Emschergebiet, auf Kreisebene und beim gesamtstädtischen Klimakonzept 2035/2045.
Hitzeaktionsplanung im Emscherraum:
Hitzeaktionsplanung auf Kreisebene:
Hitzeprävention im gesamtstädtischen Klimakonzept 2035/2045:
Foto (Stadt RE): Beim Hitzeaktionstag gab es für die Bürger*innen die Möglichkeit sich auf dem Wochenmarkt im Dr.-Helene-Kuhlmann-Park über Hitzeprävention zu informieren.