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Programm der Ruhrfestspiele veröffentlicht
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Das Motto der Ruhrfestspiele 2024. Foto: Ruhrfestspiele
Einleitung
Unter dem Motto „Vergnügen und Verlust“ haben der Intendant der Ruhrfestspiele Olaf Kröck und sein Team das Programm der Ruhrfestspiele 2024 vorgestellt. Vom 1. Mai bis zum 8. Juni laden die Ruhrfestspiele zu einem internationalen, politisch motivierten, genreübergreifenden Theaterfestival für alle Generationen.
Haupttext


Richtungsweisende Schauspiel- und Tanzproduktionen aus der ganzen Welt, deutschsprachige Inszenierungen mit bekannten nationalen Schauspieler*innen, Literatur, Neuer Zirkus und Kinder- und Jugendtheater stehen dabei im Zentrum. Performative Arbeiten, Bildende Kunst sowie Diskursformate und ein Musik- und Kabarettprogramm ergänzen das Programm.

Der Kartenvorverkauf für die Ruhrfestspiele 2024 beginnt am Donnerstag, 29. Februar, um 9 Uhr.

Über 620 Künstler*innen aus der ganzen Welt werden mit ihren Produktionen und Vorstellungen Teil der diesjährigen Ruhrfestspiele sein. Der Spielplan 2024 enthält 90 Produktionen mit rund 220 Veranstaltungen, davon u. a. vier Uraufführungen und sechs Deutschlandpremieren. Insgesamt fünf Produktionen sind koproduziert bzw. entstehen in Kooperation mit den Ruhrfestspielen. Die Ruhrfestspiele nutzen zahlreiche Spielstätten. Neben den zentralen Spielorten im Ruhrfestspielhaus finden die Aufführungen zudem u. a. in der Halle König Ludwig 1/2, im Theater Marl, in der Recklinghäuser Innenstadt und an zahlreichen weiteren Orten statt.

„Von Beginn an haben wir die Ruhrfestspiele als ein politisch denkendes Kunstfestival verstanden. Aber Kunst und Politik sind nicht dasselbe. Politik zwingt zu eindeutiger Positionierung. Kunst sucht das Ungenaue, das Unausgesprochene, das Gefühl, die Schönheit, den Schmerz. Kunst, die sich politisch versteht, will Inhalte stark machen ohne in ein ‚Dafür oder Dagegen’ zu verfallen. Sie kann und muss sich frei machen von Verachtung und Hass. Unter dem Motto ‚Vergnügen und Verlust‘ haben wir in diesem Jahr einen Spielplan zusammengestellt, der Produktionen ins Zentrum stellt, in denen sich Kunst dem Menschen radikal empathisch zugewandt zeigt.“ Olaf Kröck, Intendant der Ruhrfestspiele.

Bereits das Eröffnungswochenende der Ruhrfestspiele zeigt exemplarisch die ganze Bandbreite des neuen Spielplans. Rund um das Motto sind aus den vier Genres Neuer Zirkus, Literatur, Bildende Kunst und Schauspiel vielbeachtete internationale Künstler*innen zu Gast: Erstmalig eröffnen die Ruhrfestspiele mit einer Produktion des Neuen Zirkus. Die bekannte australische Kompanie Gravity & Other Myths unter der künstlerischen Leitung von Darcy Grant zeigt als Deutschlandpremiere ihre bahnbrechende Show „The Pulse“, in der neben den 24 Akrobat*innen der Frauenkonzertchor der Chorakademie Dortmund auf der Bühne stehen wird.

Die literarische Eröffnungsrede hält die zuletzt mit dem Kleist-Preis ausgezeichnete Autorin und Übersetzerin Esther Kinsky. In ihren Texten hat sie sich der Erkundung und Überwindung der Fremde als existentielle, menschliche Erfahrung verschrieben. Ihre Bücher sind in der ungarischen Provinz angesiedelt, an der Westküste Schottlands, in der italienischen Region Friaul oder auch im Londoner Osten. Sie ist eine europäische Schriftstellerin.

Die Kunstaustellung der Ruhrfestspiele in der Kunsthalle Recklinghausen präsentiert in diesem Jahr die erste Einzelausstellung von Søren Aagaard in Deutschland. Der dänische Künstler befragt das performative Potenzial von Essen und Kunst. Und im Schauspiel bieten die Ruhrfestspiele am Tag nach der Eröffnung ebenfalls eine internationale Arbeit:

Der portugiesische Regisseur Tiago Rodrigues, Künstlerischer Leiter des Festival d’Avignon und einer der bedeutenden Theatermacher Europas, zeigt „As Far As Impossible“ als Deutschlandpremiere. Die mehrsprachige, intime Aufführung stellt echte Geschichten von Mitarbeiter*innen weltweiter Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen und Rotes Kreuz ins Zentrum und thematisiert die Spannungsfelder menschengemachter Konflikte und Naturkatastrophen.

Politisches Theater aus den verschiedensten Teilen der Welt steht weiterhin im Zentrum der Ruhrfestspiele. Als Koproduktion präsentieren die Ruhrfestspiele die Uraufführung der neuen Inszenierung der Kula Compagnie: „DIBBUK – zwischen (zwei) Welten“ in der Regie von Robert Schuster. Die transnationale, mehrsprachige Arbeit setzt die volkstümliche, jüdische Liebesgeschichte des „Dibbuk“ in einen zeitgenössischen, interreligiösen Kontext und nutzt den Dibbuk als Chiffre für eine fremde Kultur im eigenen Körper.

„Hier spricht die Polizei“, die neue Inszenierung von werkgruppe2 thematisiert in ihrer Uraufführung die ambivalente Wahrnehmung der Institution Polizei. Das Stück entsteht, auch mit Hilfe der Gewerkschaft der Polizei, nach intensiver Recherche aus zahlreichen Interviews, die die Künstlerinnen mit Polizist*innen (auch) aus Recklinghausen geführt haben.

Zu den politischen Arbeiten zählt zudem auch die dokumentarische Materialperformance der in El Salvador und Deutschland aufgewachsenen Künstlerin Laia RiCa. „Kaffee mit Zucker?“ lenkt den Blick auf die Seite des Kaffees, die wir lieber vergessen oder ignorieren wollen und thematisiert Ausbeutung und den bis ins Heute reichenden Kolonialismus. Wir empfehlen die Inszenierung explizit auch Jugendlichen ab 12 Jahren.

Die niederländische, in Italien lebende Schauspielerin und Autorin Marleen Scholten (Wunderbaum) stellt in ihrer neuen Arbeit „La Codista“ das vermeintlich Private in einen politischen Kontext. Sie hat Menschen interviewt, die gegen Bezahlung in Schlangen vor Ämtern und Behörden für andere warten. Sie erlebte Chaos und Einfachheit, Menschen, die irgendwo zufällig zusammenkamen, mit nur einem Zweck: darauf zu warten, bis sie endlich an der Reihe sind. Die ausgezeichnete Arbeit ist ein philosophisches Kleinod auch über die Schönheit des Stillstands und das Hoffen auf Erlösung. Als Gastspiel des Schauspiel Hannover ist zudem „Die Wut, die bleibt“ nach dem Roman von Mareike Fallwickl über das Frau- und Muttersein in der modernen Gesellschaft Teil des diesjährigen Spielplans, inszeniert von Jorinde Dröse.

Einen zweiten Schwerpunkt bilden Schauspielproduktionen großer deutscher Bühnen mit bekannten Spieler*innen, die als willkommene Gäste zum Teil schon eine längere Ruhrfestspielgeschichte haben. Zu Gast sind unter anderem Wolfram Koch in „König Lear“ vom Thalia Theater (Regie: Jan Bosse), Stefanie Reinsperger in „Der Theatermacher“ vom Berliner Ensemble (Regie: Oliver Reese), Dimitrij Schaad in dem Soloabend „The Silence“ von der Schaubühne am Lehniner Platz (Regie: Falk Richter) und Charly Hübner, der mit einer neuen Soloarbeit zu den Ruhrfestspielen kommt: Die Inszenierung „Late Night Hamlet“, eine Kooperation der Ruhrfestspiele mit dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg, wird bei den Ruhrfestspielen als Uraufführung zu sehen sein.

In Kooperation mit dem Deutschen Fußballmuseum und dank der Förderung der Brost-Stiftung zeigen die Ruhrfestspiele zudem die Uraufführung des dokumentarischen Theaterstücks „Die Nacht von Sevilla. Fußballdrama in fünf Akten“ von Manuel Neukirchner mit Peter Lohmeyer und Toni Schumacher als multimediale Leseinszenierung.

Im Tanz haben die Ruhrfestspiele in diesem Jahr fünf Arbeiten im Programm: u. a. „Dancing Grandmothers“ der südkoreanischen Tanzkoryphäe Eun-Me Ahn und – jeweils als Deutschlandpremiere – „Mass Effect“, choreografiert von Andreas Constantinou und „Rave Lucid“ von Brandon Masele und Laura Defretin. Zudem wird die italienische Choreografin Silvia Gribaudi, hochgelobte Prophetin des befreiten Körpers, mit ihrer ausgezeichneten Choreografie „Graces“ zu Gast sein.

In der Literatur sind in diesem Jahr Terézia Mora und der Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah bei dem Kritiker und Moderator Denis Scheck zu Lesung und Gespräch eingeladen. Mit thematisch in den Spielplan eingebetteten Lesungen kommen die Schauspieler*innen Corinna Harfouch („Gebranntes Kind sucht das Feuer“ von Cordelia Edvardson) und erneut Devid Striesow („Bahnwärter Thiel“ von Gerhart Hauptmann).

Besondere szenisch-musikalische Lesungen präsentieren zudem Katharina Thalbach und Lars Eidinger. Kuratiert von Sharon Dodua Otoo und Patricia Eckermann gibt es in diesem Jahr eine große Ausgabe von „Resonanzen – Schwarzes Internationales Literaturfestival“. Die Eröffnungsrede am ersten Abend hält die Booker-Preisträgerin Bernardine Evaristo. Das viertägige Festival im Festival wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Der Neue Zirkus verbindet artistische Höchstleistungen mit Erzählung und Inhalt. Neben Gravity & Other Myths sind in dieser Saison zu Gast: der amerikanische, vielfach ausgezeichnete Ausnahmejongleur Wes Peden („Rollercoaster“) und die deutsch-iranische Jonglagekünstlerin Roxana Küwen Arsalan („OM“, Compagnie بلبل bolbol).

Das finnisch-britische Duo Sisus paart Trapezkunst und Bodenakrobatik mit skurrilem Humor („Memoirs of Mud“) und der Schweizer Zirkus FahrAwaY zeigt mit „Ballett“ einen musikalischen Do-it-yourself-Zirkus mit zahlreichen Europaletten open-air im Stadtgarten am Ruhrfestspielhaus. Zirkus aus dem Ruhrgebiet präsentieren Urbanatix in ihrer neuesten Arbeit „URBANATIX: ESSENCE“, die in Kooperation mit den Ruhrfestspielen entstanden ist und Streetdance, Artistik, Musik und Schauspiel miteinander verbindet.

Im Genre Zwischenräume präsentieren die Ruhrfestspiele neben der Kunstausstellung von Søren Aagaard in diesem Jahr erneut eine Kooperation mit dem Figurentheaterfestival FIDENA Bochum: „The Storyville Mosquito“ von Kid Koala ist ein wunderbares Gesamtkunstwerk aus Puppentheater, Musik und Live-Film. Sauf le dimanche sind Expert*innen für Performances im Alltag, 2023 waren sie während der Ruhrfestspiele in Kindergärten zu Gast. „Ballade“ ist ein Tanzprojekt in Seniorenresidenzen und Pflegeheimen, das die Ruhrfestspiele in diesem Jahr exklusiv für die dort lebenden Senior*innen eingeladen haben (nicht im allgemeinen Ticketing verfügbar).

Die Jungen Ruhrfestspiele zeigen auch 2024 ein Kinder- und Jugendtheaterprogramm, das die Vielfalt der verschiedenen Genres spiegelt. Die altersspezifischen Vorstellungen nehmen auf die jeweilige Entwicklung der Kinder und Jugendlichen Rücksicht, behandeln eine große thematische Bandbreite und bieten verschiedenste ästhetische Erfahrungen. Neben dem Sprechtheater (u. a. „Liebe Grüße … oder Wohin das Leben fällt“ von Theo Fransz, Junges Schauspielhaus Hamburg; „Das schönste Mädchen der Welt“ nach dem gleichnamigen Film, GRIPS Theater), gibt es u. a. die Tanztheaterproduktion „Spiel im Spiel“ von Ceran Oran & Moving Borders und die Physical Theatre Performance „LUFT“ von Laika und Merel Denie. Gleichzeitig setzt das Team zahlreiche Mach Mit!-Angebote zum sinnlichen Erleben und zur kreativen Partizipation fort und lädt zu einer Vielzahl an Club-, Workshop- und Fortbildungsformaten ein.

Die Ruhrfestspiele planen in der Saison 2024 eine Vielzahl weiterer Programmpunkte. Im Genre Musik ist u. a. erneut Angela Winkler mit dem delian::quartett zu Gast („Shakespeare. Begegnungen“). Die Neue Philharmonie Westfalen spielt Mahlers „Sinfonie Nr. 7“. Konzerte geben zudem u. a. SLIXS und Flautando Köln zusammen mit Albrecht Maurer und Heikko Deutschmann.

Es gibt Konzerte in der Christuskirche, im Festspielzelt und in der Sparkasse Vest. Im Kabarettprogramm stehen u. a. STORNO und Fitz Eckenga auf der Bühne. Die Ruhrfestspiele wollen zudem weiterhin mit ihrem Publikum im Gespräch bleiben. Zusammen mit dem DGB und der Hans Böckler Stiftung laden sie zu „Partei ergreifen: Europa mit uns“. Künstler*innen- und Publikumsgespräche sind bei einer Vielzahl von Vorstellungen in Planung, u. a. mit werkgruppe2, Charly Hübner und den künstlerischen Teams von „DIBBUK – zwischen (zwei) Welten“ und „Die Nacht von Sevilla“.

Alle Produktionen der Ruhrfestspiele 2024, weitere Informationen zum Programm, den beteiligten Künstler*innen finden Sie zudem im Programmbuch 2024 und unter www.ruhrfestspiele.de  

Datum
28.02.2024


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