Bürgermeister Christoph Tesche sprach den Hinterbliebenen im Namen von Rat und Verwaltung sein aufrichtiges Beileid aus und würdigte in seinem Nachruf Webers große Verdienste: „Die Bürgerschaft der Stadt Recklinghausen verliert mit Jochen Weber eine echte Persönlichkeit und einen aufrechten Demokraten. Über Jahrzehnte engagierte er sich kontinuierlich und mit großem Einsatz für die Menschen in unserer Stadt. Er hat sich dabei in vielfältiger Weise um das Gemeinwohl verdient gemacht. Jochen Weber war ein engagierter Kommunalpolitiker, stellvertretender Bürgermeister unserer Stadt, Gewerkschafter, Sozialdemokrat und ein ,Süder Junge‘. Er war immer nah an den Menschen, auf ihn konnte man sich stets verlassen. Sein Wort hatte Gewicht, sei es in der Bürgerschaft, der Verwaltung oder in der Fraktion. Er hat sich um die Stadt verdient gemacht. Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet.“
Weber leitete von 1984 bis 1999 den Umweltausschuss, war von 2009 bis 2014 stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften und engagierte sich von 2004 bis 2009 auch im Kreistag. Zudem war er in vielen Vereinen und Verbänden der Stadt aktiv. Aber das Amt, das ihm wohl am meisten am Herzen lag, war das des Vize-Bürgermeisters, das er 1999 unter dem damaligen CDU-Bürgermeister Wolfgang Pantförder antrat.
Egal, ob Weber die Stadt bei Jubiläen, Geburtstagen, Vereinen, Verbänden oder Feierlichkeiten vertrat, er zeichnete sich stets durch seine Bürgernähe aus. Er hatte die Gabe, auf die Menschen zuzugehen, ihnen zuzuhören und sie mit ihren Nöten und Sorgen stets ernst nehmen zu können. Und falls nötig, setzte er sich mit großer Hartnäckigkeit für deren Interessen ein.
Weber war auch stets ein Mann der klaren Worte. Weggefährt*innen betonen, dass er sich immer einmischte, in schwierigen Situationen Verantwortung übernahm und dabei jederzeit das Allgemeinwohl in den Vordergrund stellte. Parteigenoss*innen und andere Begleiter*innen erinnern sich aber gerne auch an die vielen gemeinsamen gemütlichen und fröhlichen Stunden, die sie mit dem ehemaligen stellvertretenden Bürgermeister verbrachten, der über alle Parteigrenzen hinaus beliebt und respektiert war.
Jochen Weber wurde 1941 in Recklinghausen geboren. Nach dem Besuch der Heinrichschule absolvierte er von 1955 bis 1958 eine Ausbildung zum Dreher bei den Bischoffwerken. Es folgten drei Jahre auf dem Bergwerk Blumenthal. Nach Stationen bei den Firmen Enning und Luckas wechselte Weber 1966 zur Gelsenkirchener Firma Esser. 1971 wurde Weber dort erstmals in den Betriebsrat gewählt, 1976 wurde er Betriebsrats-Vorsitzender und blieb es mehr als 30 Jahre lang.
1971 trat Jochen Weber in die SPD ein. Er war damals ein großer Bewunderer von Willy Brandt. Den Augenblick, als er sein Idol in Bonn bei einer Ehrung persönlich kennenlernte, habe er nach eigenen Aussagen nie vergessen. 1975 wurde Weber erstmals für die SPD in den Rat der Stadt gewählt, ab 1999 war er Vize-Bürgermeister.
Im Oktober 2020 wurde er offiziell im Rat verabschiedet. „Ich werde nicht vergessen, wie ihn die Kolleginnen und Kollegen bei seiner letzten Sitzung im Bürgerhaus Süd mit stehendem Applaus verabschiedet haben. Das war ein sehr emotionaler Augenblick, der von großem Respekt vor einer bemerkenswerten Lebensleistung gekennzeichnet war“, erklärte Christoph Tesche.
Der Bürgermeister hielt auch nach der offiziellen Verabschiedung stetig Kontakt zu Weber und dessen Familie. „Dabei bekam ich hautnah mit, wie mutig und aufopferungsvoll Jochen Weber gegen seine schwere Krankheit ankämpfte. Diesen Kampf hat er jetzt leider verloren. Rat und Verwaltung werden dem Verstorbenen ein ehrendes Andenken bewahren. Für die Zeit der Trauer wünsche ich der Familie viel Kraft, Zuversicht und Gottes Segen.“