Das hat Stadtkämmerer Ekkehard Grunwald am Donnerstag in der Sitzung des Ausschusses für Gebäude, Grünflächen und Umwelt deutlich gemacht. So liegt im Rathaus nach umfangreichen Untersuchungen nun eine qualifizierte Kostenschätzung des beauftragten Generalplaners PASD vor. Dieser beziffert das Volumen für eine Generalsanierung des Cultur- und Congress-Zentrums im Stadtgarten auf ca. 55 Millionen Euro.
„Das sind Dimensionen, die wir als Stadt, die sich zudem noch in der Haushaltssicherung befindet, allein auf keinen Fall allein stemmen können“, stellte Grunwald klar. Die ermittelten Kosten verteilen sich auf die Bereiche Hochbau (13 Mio. Euro), Technische Gebäudeausrüstung (11 Mio. Euro) und Bühnentechnik (14 Mio. Euro). „Unser Ziel ist es, eine maßgebliche Förderung der Gesamtsanierungskosten durch Bund und Land zu erreichen. Nur so wird es möglich, eine überschaubare Zeitschiene für das Projekt zu entwickeln“, erklärte Bürgermeister Christoph Tesche.
Grunwald betonte, dass bereits in den vergangenen Jahren erhebliche Mittel in die Instandhaltung des Ruhrfestspielhauses geflossen sind. Allein die Erneuerung der Niederspannungshauptverteilung hat 1 Mio. Euro gekostet. Hohe Summen sind auch in den neuen Bühnenboden (300.000 Euro), Klimatechnik (320.000 Euro), Lichtstellanlage (120.000 Euro) und in das Trinkwassersystem (200.000 Euro) geflossen. Nicht zu vergessen: Allein 336.000 Euro hat die neue Tonanlage gekostet, die 2013 gekauft und installiert wurde. „Insgesamt haben wir in den vergangenen vier Jahren im Schnitt pro Jahr rund 500.000 Euro in die Instandhaltung des Gebäudes gesteckt“, sagte Ralf Krietemeyer, Leiter des Fachbereichs Gebäudewirtschaft.
Hinzu kommen Investitionen, die die Vestische Cultur- und Congress-Zentrum (VCC) GmbH aus ihrem Budget gestemmt hat. Seit 2008 wurden 1,62 Mio. Euro für Gebäude und Technik verausgabt, um die Vermarktungsfähigkeit der Veranstaltungsimmobilie zu erhalten.
Von 1996 bis 1998 waren schon einmal Millionen in das Ruhrfestspielhaus geflossen, das damals zur Kongress- und Tagungsstätte ausgebaut wurde. Nur durch diese Erweiterung der Nutzungsmöglichkeiten gelang überhaupt die Aufnahme in Förderprogramme der Ministerien für Städtebau und Wirtschaft. Für rund 20 Millionen Euro entstand unter anderem das moderne, großflächig verglaste Vorderhaus. Das Büro Auer & Weber erhielt dafür 2001 sogar den Deutschen Architekturpreis. Mit breiter Mehrheit war damals dieses Konzept im Rat verabschiedet worden, das sich auf den Anbau im vorderen Bereich des Gebäudes konzentrierte. Geld für die Modernisierung der Bühnentechnik und das Hinterhaus floss damals nicht.
Die Stadt hat nun die ersten Weichen zur Akquise von neuen Fördermitteln gestellt. So wurde ein Antrag zur Aufnahme in das Bundesprogramm zur „Förderung von Investitionen in nationale Projekte des Städtebaus“ erarbeitet, um aus diesem Topf die Modernisierung der völlig veralteten Bühnentechnik, die aus dem Jahr 1965 stammt und für die es kaum noch Ersatzteile gibt, zu finanzieren. Gefördert werden sollen vom Bund Projekte, die national und international wahrgenommen werden und von denen deutliche Impulse für die Stadt, die Region und die Stadtentwicklungspolitik in Deutschland insgesamt ausgehen. Ein Kriterium für die Aufnahmen in das Förderprogramm ist auch, dass das betreffende Projekt erhebliche finanzielle Dimensionen hat.
Angesichts der Tatsache, dass Recklinghausen immer noch unter einem Haushaltssanierungsplan agiert, winkt sogar eine Förderung von 90 Prozent.
Der Rat hatte in seiner Sitzung am vergangenen Montag schon vorsorglich einen Dringlichkeitsbeschluss abgesegnet, um den Antrag der Stadt vorsorglich zu flankieren. Die Politik sicherte mit breiter Mehrheit ab, dass die Stadt ihren zehnprozentigen Eigenanteil beisteuert, sollte die Aufnahme in das Förderprogramm tatsächlich gelingen.
Unstrittig ist für Bürgermeister Tesche, dass das Projekt der Generalsanierung des Ruhrfestspielhauses den geforderten Qualitätsansprüchen nachkommt. „Nicht zuletzt erfährt das Haus auch auf Basis des vom Rat verabschiedeten Kulturentwicklungsplans eine Stärkung seiner Funktion als Spielstätte und Imageträger der Region.“ Außerdem symbolisierten die Ruhrfestspiele die Symbiose von Alt-Industrie und kulturellem Leben als nachhaltigem Impuls der Stadtentwicklung Recklinghausens. „Das Haus Ruhrfestspielhaus hat eine wichtige Funktion für die Zukunft des Kulturstandortes Recklinghausen in der Metropolregion Ruhr. Dieser können wir künftig aber nur nachkommen, wenn auch die Bühnentechnik endlich wieder einen zeitgemäßen Spielbetrieb möglich macht“, betonte der Bürgermeister.
Für den Betrieb auf dem Grünen Hügel bedeutet die aktuelle Entwicklung, dass das Ruhrfestspielhaus 2020 nicht für die Sanierungsarbeiten geschlossen wird, sondern vorerst am Netz bleibt. Bis dahin wird die Stadt aber immerhin die energetische Sanierung der Natursteinfassade in Angriff nehmen können. Dazu werden rund 1,8 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket III Verwendung finden.
Die alten Fassadenplatten werden abgenommen, um danach eine Wärmedämmung zu installieren. Anschließen werden neue Natursteinplatten in ähnlicher Optik montiert. „Der Steinbruch, aus dem die alten Platten stammen ist leider schon geschlossen. Der optische Eindruck des Hauses wird sich aber nicht verändern“, versprach Lothar Langenkamp, stellvertretender Leiter des Fachbereichs Gebäudewirtschaft.