100 Interessierte hatten sich im Vorfeld angemeldet, viele Weitere standen sogar noch auf einer Warteliste.
Auf die Gäste wartete ein abwechslungsreiches Tagungsprogramm mit einigen namhaften Referentinnen. Eingeladen worden waren Asha Hedayati, Autorin und Anwältin für Familienrecht, die Finanzbildungsexpertin, Soziologin und Autorin Dr. Birgit Happel, die Autorin und Initiatorin des Equal Care Almut Schnerring und Lena Böllinger, ihres Zeichens Journalistin und Dozentin.
Eingeleitet wurde die Veranstaltung, die von der freien Autorin Cornelia Benninghoven moderiert wurde, von der stellvertretenden Bürgermeisterin Marita Bergmaier, die zeitgleich auch Vorsitzende der Ratskommission für Gleichstellungs- und Frauenfragen ist. Die Kommission hatte die Tagung zusammen mit der städtischen Gleichstellungsstelle organisiert.
Die Tagung im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Gewaltfrei leben!“ zeigte auf unterschiedliche Weise, wie subtil finanzielle Gewalt gegen Frauen sein kann.
Wenn sich Frauen aus Gewaltbeziehungen lösen wollen, sehen sie sich in der Folge einem enormen Armutsrisiko ausgesetzt und verbleiben deshalb oft in dieser Beziehung.
Ziel des Fachtags war es, in mehreren Vorträgen verschiedene Aspekte finanzieller Abhängigkeit von Frauen und des daraus resultierenden Machtmissbrauchs zu beleuchten. Neben der Diskussion struktureller Benachteiligungen von Frauen ging es auch darum aufzuzeigen, welche Handlungsmöglichkeiten für Frauen in ihrer privaten Lebenswelt bestehen.
Während körperliche Gewalt Frauen massiv und punktuell trifft, ist die wirtschaftliche Gewalt eine wie Asha Hedayati in ihrem Beitrag „Stille Gewalt. Strukturelle Gewalt als Motor von Partnerschaftsgewalt“ betonte, „stille“ Gewalt. Sie durchdringe die Gesellschaft und beeinflusse das Leben der Frauen durchgängig mit oft langanhaltenden Folgen.
Almut Schnerring zeigte in ihrem Vortrag „Der Gender Pay Gap beginnt im Kinderzimmer“ eindrucksvoll auf, dass bei der Berufswahl auch heute noch tradierte Rollenbilder Einfluss haben – die Weichen hierfür würden schon in der Kindheit gestellt.
Alle Vorträge griffen die zu Lasten der Frauen verteilte Pflege- und Sorgearbeit innerhalb der Partnerschaft auf und zeigten so auf eindrückliche Weise, wie Abhängigkeiten entstehen, ganz voran natürlich die wirtschaftliche Abhängigkeit, aber auch der Machtmissbrauch, der von dem wirtschaftlich besser gestellten Partner ausgeht.
Lena Böllinger betonte in ihrem Vortrag „Sorge, Arbeit, Ausbeutung. Vom depressiven Heimchen am Herd zur ausgebrannten Care-Managerin“, dass finanzielle Gewalt ein strukturelles, neopatriachales Problem sei.
Es wurden aber gleichzeitig auch Wege aufgezeigt, dieser Form der Gewalt entgegenzutreten. Dr. Birgit Happel präsentierte in ihrem Beitrag „Finanzielle Selbstbestimmung gegen finanzielle Gewalt“ zum Beispiel Möglichkeiten, finanzielle Selbstbestimmung zu fördern. Aufklärung und Sensibilisierung sei der erste Schritt dorthin. „Nur, wenn wir das Bewusstsein für finanzielle Gewalt schärfen, können wir beginnen, sie effektiv zu bekämpfen“, so die Referentin.
Am Ende des Tages gab es nicht nur ganz viel positives Feedback aus dem Plenum, auch die Referentinnen zeigten sich rundum zufrieden mit der Resonanz, der Organisation und dem Ablauf der Veranstaltung.
Foto (Stadt RE): Sie waren am Ende mit dem Ablauf der Fachtagung „Finanzielle Gewalt gegen Frauen“ rundum zufrieden (v.l.) Katharina Hans (städtische Gleichstellungsstelle), Referentin Dr. Birgit Happel, Anna Weber (Frauenberatung Recklinghauesen), Marita Bergmaier (stellvertretende Bürgermeisterin und Vorsitzende der Ratskommission für Gleichstellungs- und Frauenfragen), Manuela Sabozin Oberem (Frauenberatung Recklinghausen), Moderatorin Cornelia Benninghoven und Juliane Stefani (städtische Gleichstellungstelle).