Um sein Rathaus wird Recklinghausen beneidet. Stolz und selbstbewusst blickt es über den Vorplatz hinweg auf die Altstadt. Dort, auf dem Altstadtmarkt, standen die drei früheren Rathäuser. Im typisch wilhelminischen Stil der sogenannten Deutschen Renaissance erbaut und 1908 eingeweiht, bietet es dem Auge viele ansprechende Details. In den Außenflächen aus Eifelkalkstein mit Gliederungen aus Medarder Sandstein errichtet, erhebt sich der Bau auf kräftigem, von Anröchter Dolomit durchsetztem Basaltlavasockel mit seinem komplex gestalteten Dach und dem großen, kupfergedeckten Mittelturm am Kaiserwall.
Dreifach personifizierte deutsche Geschichte an der Ostfassade (von links): Hermann der Cherusker, der die Römer bezwang; ein Bischof, den besiegten Sachsenherzog Widukind taufend; Karl der Große, mit dem Recklinghausen die mutmaßlichen Anfänge seiner Stadtgeschichte verbindet. Die Reliefplastik des erwischten Gänsediebes am Tor des Binnenhofes (Westfassade) erinnert an den Weg zum früheren Stadtgefängnis. Über dem Hauptportal prangt das Stadtwappen in der traditionellen heraldischen Kombination aus Grün und Gold. Das Wappenmotiv geht unmittelbar auf das mittelalterliche Stadtsiegel von circa 1250 zurück. Der Schlüssel im Torbogen symbolisiert den Schlüssel des Apostelfürsten Petrus, des Schutzpatrons der Kölner Kirche, die Recklinghausen 600 Jahre lang auch politisch beherrschte.