Die Vitrinenausstellung mit dem Titel „Das Vestische Museum vor hundert Jahren“ beleuchtet frühe Phasen der Museumswerdung und zeigt einige Exponate aus dem ältesten Sammlungsbestand. Zu sehen ist die Kooperation des Instituts für Stadtgeschichte mit dem Verein für Orts- und Heimatkunde von Montag, 23. September bis Freitag, 29. November, im Lesesaal des Instituts für Stadtgeschichte. Als 1890 der Verein für Orts- und Heimatkunde Recklinghausen gegründet wurde, war auch die Einrichtung eines Heimatmuseums geplant. Zu einem richtigen Museum wurde die Sammlung aber erst im Jahr 1922 auf Initiative des damaligen Oberbürgermeisters Sulpiz Hamm, der die Vereinigung der historischen Bestände der Stadt und der Sammlung des Vereins für Orts- und Heimatkunde in Gang setzte.
Stadtarchivar Dr. Matthias Kordes bietet am Freitag, 8. Oktober, um 17 Uhr eine Einführung in die Archivarbeit und -nutzung an und richtet seinen Blick im Kontext der Ausstellung auch auf den Aktenbestand des Vestischen Museums. Ergänzend zur Ausstellung beschreibt Jürgen Pohl in seinem Vortrag am Donnerstag, 24. Oktober, um 19 Uhr die Mühen und Erfolge der ersten Heimatkundler*innen, die seit der Gründung des Vereins für Orts- und Heimatkunde historische Relikte und Artefakte vom Steinzeitbeil bis zum zeitgenössischen Ölgemälde sammelten und sicherten, um sie als heimatgeschichtliche Lehrstücke einer musealen Zukunft zuzuführen.
Dr. Angelika Böttcher und Dr. Matthias Kordes skizzieren in einem Vortrag am Mittwoch, 6. November, um 19 Uhr anlässlich des 80. Jahrestages der Bombardierung des Vestischen Museums dessen Geschichte bis 1944.
Im Verlauf der 1920er-Jahre entfaltete das Vestische Museum eine Blütezeit. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges musste der Betrieb des Museums eingestellt werden, ein Bombentreffer am 1. November 1944 beendete seine Existenz als eigenständiges Museum für mehrere Jahrzehnte. Das Vestische Museum nebst seinen Beständen wurde somit Opfer der verheerenden Schlussphase des alliierten Luftkrieges.
Im Rahmen der Literaturtage Recklinghausen betrachten Dr. Matthias Kordes und Barbara Ruhnau am Montag, 30. September, um 19 Uhr Erich Maria Remarques Antikriegsroman „Im Westen nichts Neues“, welcher 1928 erschienen ist. Ein Jahrzehnt nach Ende des Ersten Weltkriegs hatte sich die Weimarer Republik zwar stabilisiert, doch stand sie weiterhin unter Legitimitätsdruck seitens rechter und linker Kräfte. Dementsprechend kritisch und kontrovers wurden Buch und Autor nicht nur von der erstarkenden republikfeindlichen rechten Front, sondern auch von kommunistischen Medien diskutiert. Dem pazifistischen Roman „Im Westen nichts Neues“, dessen literarisches und gesellschaftliches Echo seit fast 100 Jahren andauert, kommt daher eine besondere Rolle in der Literaturgeschichte der Moderne zu.
Der Vortrag von Dr. Izabella Kühnel am Mittwoch, 16. Oktober, um 19 Uhr erinnert an die kulturellen Verdienste Franz Landsbergers in Bytom/Beuthen und öffnet zugleich ein Fenster in die Vergangenheit der Partnerstadt Recklinghausens. Deren wechselvolle Geschichte, die Vielfalt ihrer kulturellen und religiösen Prägungen, aber auch das tragische, vom Holocaust bestimmte Familienschicksal bilden den biografischen und lokalgeschichtlichen Hintergrund von Franz Landsberger, der den kulturellen und urbanen Aufbruch Oberschlesiens zu Beginn des 20. Jahrhunderts in hohem Maße mitgeprägt hat.
Dr. Volker Jakob widmet sich in seinem Vortrag am Mittwoch, 30. Oktober, um 19 Uhr dem Kolonialismus. Zusammen mit der Volkshochschule Recklinghausen (VHS) rückt das Institut für Stadtgeschichte das Thema in den Fokus und erzählt die Geschichte der Kolonisation von der Landung der Spanier und Portugiesen in Amerika bis in die Gegenwart hinein nach. Das grausame Vorgehen deutscher Kolonialtruppen gegen die Hereros und Namas im damaligen Deutsch-Südwestafrika und auch die gezielte Vernichtung der einheimischen Bevölkerung in „Deutsch-Ostafrika“ gelten heute als Genozid. Diese Vorgänge reihen sich in die Völkermorde des 20. Jahrhunderts ein, die in der systematischen Ermordung der europäischen Juden während der NS-Herrschaft ihren Gipfelpunkt erreichten.
Eine brandneue Filmdokumentation des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) ermöglicht unmittelbare und bewegte Einblicke in die Alltagsgeschichte der NS-Zeit in Westfalen. Rund 60 Amateurfilme aus der NS-Zeit sind in die rund 70-minütige Filmdokumentation „Unterm Hakenkreuz" eingeflossen. Das Institut für Stadtgeschichte und der Verein für Orts- und Heimatkunde zeigen die Dokumentation am Montag, 25. November, um 18 Uhr im Lesesaal des Instituts. Amateurfilme bilden eine bislang wenig beachtete Quelle zur Regionalgeschichte. Dabei geben sie nicht allein Aufschluss über die Umgestaltung des öffentlichen Geschehens im Sinne der NS-Ideologie, sondern auch darüber, wie sich der Nationalsozialismus seinen Weg bis in die Privatsphäre der Familie bahnte.
Die Teilnahme an den Angeboten im Institut für Stadtgeschichte ist kostenfrei, die vorherige Anmeldung unter stadtgeschichte(at)recklinghausen.de ist erwünscht.
Foto : Vestisches Museum um 1927, ©Hans Röttger