Krieger hat sich wegweisend mit der nationalsozialistischen Weinpropaganda beschäftigt und gibt anhand unveröffentlichter Quellen überraschende Einblicke in dieses Erbe des Hitlerstaates.
Noch heute ist die Vorstellung vom „Dritten Reich“ als einem streng hierarchisch gegliederten Staatswesen, in dem Partei und Verwaltung einer militärischen Ordnung unterworfen waren, weithin verbreitet. Dabei wurde dieses vom NS-Regime selbst nur allzu gerne zur Schau gestellte Bild von der historischen Forschung längst als Trugbild entlarvt. Führten sich doch allen voran die Gauleiter in ihren jeweiligen Parteibezirken als Provinzfürsten auf, wobei sie mit ihren jeweiligen Nachbarn nicht selten erbitterte Rivalitätskämpfe austrugen. Und von diesen Auseinandersetzungen blieb selbst das vordergründig gänzlich unpolitisch erscheinende Feld der Weinwerbung keineswegs verschont: So hat es nie zuvor und auch nie danach eine vergleichbare öffentliche Absatzkampagne für heimische Rebenerzeugnisse als ausgerechnet im Hitlerstaat gegeben, woraus der Volksmund sogleich die Parole „Saufen für den Führer!“ machte.
Tatsächlich wurde den deutschen Winzer*innen von 1935 bis 1937 vom Parteiapparat der NSDAP eine propagandistische Aufmerksamkeit gewidmet, wie sie keiner anderen vergleichbaren Berufsgruppe im Dritten Reich zuteilwurde. Einige der hierbei etablierten Propagandamaßnahmen – allen voran die „Deutsche Weinstraße“ und sogar die „Deutsche Weinkönigin“ – zählen sogar noch heute zu den erfolgreichsten und populärsten Instrumenten des bundesdeutschen Weinmarketings. Selbst die heute ebenfalls bestehende Weinpatenschaft von Recklinghausen zur Moselgemeinde Senheim hatte genau damals ihren Ursprung.
Der Eintritt ist frei, um vorherige Anmeldung unter stadtgeschichte(at)recklinghausen.de wird gebeten.
Pressefoto: Institut für Stadtgeschichte